Am Wochenende machten sich ca. 200 Eltern und Großeltern mit ihren Kindern und Enkeln in Ilmenau mit einem stillen Protest Luft über die aktuellen Corona-Maßnahmen der Regierenden, deren Auswirkungen insbesondere den Kindern zusetzen. Kein Verständnis für den Schweigemarsch und damit für die Ängste und Nöte der Eltern und Großeltern zeigte die grüne Landtagsabgeordnete und Vizepräsidentin Madeleine Henfling. „Ich bin fassungslos, dass ihnen ihre Gesundheit und die ihrer Kinder und Enkel nicht am Herzen zu liegen scheint“, twitterte Frau Henfling in Richtung der Protestteilnehmer. Sie verwies auf mögliche Langzeitschäden bei sieben Prozent der Kinder bei einer Covid19-Erkrankung. Außerdem kritisierte sie offene Schulen und Kindergärten bei einem Inzidenzwert über 50 und plädierte für einen harten Lockdown zum jetzigen Zeitpunkt. Frau Henfling schaffte es 2018 deutschlandweit in die Schlagzeilen, als sie vor Gericht einforderte, dass ihr Neugeborenes während der Plenarsitzungen im Thüringer Landtag anwesend sein darf, was die Geschäftsordnung des Thüringer Landtages zu diesem Zeitpunkt nicht vorsah. Nun könnte man eigentlich von einer Mutter von drei Kindern mehr Verständnis für die Forderungen anderer Eltern und Großeltern erwarten, die die grundlegenden Bedürfnisse ihres Nachwuchses im Blick haben. Denn neben dem von Frau Henfling aufgeführten gesundheitlichen Aspekt einer möglichen Ansteckung mit Covid19 dürften ihr auch die anderen Argumente bekannt sein, die eben gegen die harten Corona-Regelungen, von denen unsere Kinder maßgeblich betroffen sind, sprechen. Wissenschaftliche Studien, dass Kinder beispielsweise psychisch durch die Isolation von ihren Spielgefährdeten und physisch durch mangelnde Bewegung oder gar einer Zunahme häuslicher Gewalt leiden, liegen auch zugänglich für Frau Henfling vor. Der seelische Zustand unserer Kinder scheint Frau Henfling in ihrer Argumentation wenig zu interessieren. Des Weiteren sind – so dürfte Frau Henfling zumindest aus der Theorie bekannt sein – viele Eltern auf die Betreuungsmöglichkeiten ihrer Kinder in Kindergarten und Schule angewiesen, um ihrer Erwerbstätigkeit nachgehen zu können. Deshalb bleibt der einseitige Blick von Frau Henfling auf die stillen und nicht so stillen Proteste der Eltern, Großeltern und Kinder zumindest verwunderlich. Zumal sich darüber hinaus die Frage stellt, wie Frau Henfling den Corona-Alltag als Mutter mit ihren Verpflichtungen als Landtagsabgeordnete überein bringt. Unweigerlich drängt sich die Vermutung auf, dass sie wohlmöglich über das eine oder andere Privileg verfügen könnte, welches ihren Blick auf die Sorgen und Nöte der Eltern verstellt, die tagtäglich ihren Alltag zwischen Kinderbetreuung und Erwerbstätigkeit meistern müssen.

Quelle: Proteste: Henfling fassungslos nach Schweigemarsch – Ilmenau – inSüdthüringen (insuedthueringen.de)