Verfolgt man die öffentlichen Medienberichte zu politischen Musikveranstaltungen, könnte man schnell zu der Erkenntnis kommen, dass Thüringen ein Rechtsrockparadies sei. Dabei scheint jedoch unterzugehen, dass nicht nur Rechtsrockveranstaltungen in Thüringen stattfinden, sondern dass auch eine blühende linksextremistische Musikszene existiert. Hierzu stellte ich eine kleine Anfrage an die Landesregierung zur Situation in Thüringen.
Laut Landesregierung lägen ihr keine konkreten Erkenntnisse zu „linksextremistischen Bestrebungen auf Personengruppen im Zusammenhang mit ‚Musik‘“ vor. Diese umständliche Antwort auf meine Frage nach einer linksextremistischen Musikszene in Thüringen lässt sich wohl so interpretieren, dass die Landesregierung nichts von einer linksextremistischen Musikszene in Thüringen zu wissen scheint. Schaut man weiter auf die Antworten zu Fragen nach konkreten Veranstaltungen in Thüringen im Jahr 2018 weiß die Landesregierung von Veranstaltungen der linksextremistischen Gruppe „Feine Sahne Fischfilet“ mit mehreren Auftritten in Thüringen sowie einem Auftritt der Gruppe „One Step Ahead“ in Gotha im Februar letzten Jahres. Sieht man auf die Veranstalter, findet man hier die typische linke Klubszene: Junge Gemeinde in Jena, Förderverein „Klubhaus e.V.“ in Saalfeld und „Ju.W.E.L“ in Gotha. Man kann schnell zu dem Schluss kommen, dass sich die linksextremistische Musikszene in den linken Klubs des Freistaates tummelt, aber auch Thüringen wird von musikalischen Großveranstaltungen der linken Szene nicht verschont: Im Mai 2018 fand in Truckenthal das „Rebellische Musikfestival“ mit ca. 50 linken Bands statt, wobei der gleichnamige Verein als Organisator der „Marxistische-Leninistischen Partei Deutschland (MLPD)“ und ihrer Jugendorganisation „REBELL“ nahesteht. Brisant war hierbei der Auftritt der linksextremistischen türkischen Band „Grup Yorum“, welchen im Vorfeld der Landkreis Sonneberg zu verbieten versuchte, jedoch am Verwaltungsgericht scheiterte. Hierzu muss man wissen, dass „Grup Yorum“ der DHKP-C – der nach dem Bundesamt für Verfassungsschutz „bedeutendsten Organisation des türkischen linksextremistischen Spektrums“ – nahesteht und bei ihren Auftritten die Politik von Erdogan scharf kritisierte. Neben anderen Rot-Rot-Grünen brachte auch Bodo Ramelow über die sozialen Netzwerke der Band viel Sympathie entgegen. Wäre das Auftrittsverbot zustande gekommen, hätte die Landespolizei und damit auch die rot-rot-grüne Landesregierung dieses durchsetzen müssen, wobei nicht klar gewesen ist, wie man die Musiker von der Bühne hätte fernhalten sollen (vgl. https://www.neues-deutschland.de/artikel/1088596.rebellisches-musikfestival-in-thueringen-landkreis-scheitert-mit-auftrittsverbot-fuer-grup-yorum.html). „Gerettet“ hat die Landesregierung einschließlich Bodo Ramelow letztendlich das Urteil des Verwaltungsgerichts Meiningen, so dass wir leider nicht erfahren haben, ob die Landesregierung hier den gleichen Elan aufgebracht hätte, den sie mitunter entwickelt, um Rechtsrockkonzerte zu verhindern.